Ein Tag im Atelier des Künstlers Michael Becker

Ein Tag im Atelier des Künstlers Michael Becker

30.05.23
artSOLITAIRE.

Der Maler Michael Becker wurde 1951 in Oldenburg geboren, absolvierte eine Lehre als Schauwerbegestalter, studierte Grafik-Design in Bremen und arbeitete anschließend als Grafiker in Werbeagenturen.

Neben Auftragsarbeiten im Bereich Werbegestaltung, Bildbearbeitung und Illustration galt sein besonderes Interesse immer der Kunst. Schon in den 1990er Jahren waren seine Arbeiten auf Ausstellungen in Bremen, Hude, Soltau, Berlin, Frankfurt, Konstanz, Luxemburg, Brüssel und diversen Kunstmessen zu sehen. Seit 2004 ist er freischaffender Künstler. Das künstlerische Werk von Michael Becker zeichnet sich durch eine Vielzahl von Techniken aus. Er zeichnet, malt und arbeitet in Holz, Spachtelmasse, Keramik und lässt Modelle in Bronze gießen. In seinen fantasievollen und surrealistische Werke verbindet er Mensch und Natur mit erotischen Andeutungen und versteckter Symbolik.

Wir waren zu Besuch bei Herrn Michael Becker in Bremen und haben ihn einen Tag begleitet. Über seinen Weg zur Kunst und seine Inspiration haben wir mit dem Maler gesprochen.

 

Michael Becker in seinem Bremer Atelier
Michael Becker in seinem Bremer Atelier

 

Herr Michael Becker, wie kamen Sie zur Kunst?

Schon als Kind zeichnete ich gerne und erhielt von meinem Vater viel Anerkennung und Unterstützung. Dann in der Schule waren Kunstunterricht und Werken meine Lieblingsfächer. Später besuchte ich auch gerne Museen und Ausstellungen. Aber Künstler werden wollte ich nicht unbedingt. Ich habe dann Grafik-Design studiert und danach lange in einer Werbeagentur gearbeitet. Es machte mir viel Spaß; denn meine Spezialität war Layout und Illustration.

 

Wann wussten Sie, dass Sie Künstler werden wollten?

Erst sehr spät. Mit den Jahren wurde der Job des Grafikers immer hektischer. Die Anforderungen wurden immer höher und umfangreicher. Mit der Digitalisierung kamen auch technische Probleme hinzu. Nebenbei fand ich immer Entspannung in meiner eigenen künstlerischen Tätigkeit. Da gab es keinen Termindruck, keine Kompromisse und ich konnte das machen, was mir gefiel.

 

Was inspiriert Sie?

Ich wuchs in einem harmonischen Elternhaus auf mit einem großen Garten. Dort interessierte ich mich schon für die Natur mit ihren Pflanzen und Blumen. Später in meiner Lehre als Schaufenstergestalter hatte ich viel mit Mode, Kleidung und schönen Schaufensterfiguren zu tun. Auch danach im Studium fand ich das Aktzeichnen sehr spannend. Wahrscheinlich hat dass alles den Inhalt meiner späteren Kunstrichtung beeinflusst.

 

Welcher Künstler hatte den größten Einfluss auf Sie und Ihr Schaffen?

Als Jugendlicher mochte ich die Surrealisten am liebsten. Während meiner Studienzeit sah ich zum ersten Mal Werke von Paul Wunderlich. Das fand ich sehr interessant, auch den Einsatz der Spritzpistole. Ebenso beeindruckend fand ich die Arbeiten von Horst Janssen und Friedrich Meckseper.

 

Material für die farbintensiven Kunstwerke
Material für die farbintensiven Kunstwerke

 

Wo malen Sie am liebsten?

Meistens habe ich Zettel und Stift dabei, falls mir was einfällt; denn flüchtige Skizzen kann ich überall machen. Manchmal bearbeite ich diese Vorzeichnungen auch am Computer, in dem ich Farben ausprobiere, Proportionen ändere und diverse Variationen durchspiele bis ich das erwünschte Ergebnis habe. Dann entscheide ich, welche Größe das Bild haben soll und in welcher Technik ich es ausführen will. Zu Hause habe ich geeignete Räume zum Malen.

 

Wie sieht ein typischer Tag in Ihrem Künstlerleben aus?

Ich glaube, bei mir gibt es keine Besonderheiten. Da ich nicht mehr im Berufsleben stehe, schlafe ich gerne aus. Nach dem Frühstück stehen meist noch einige Erledigungen an. Nachmittags arbeite ich manchmal an neuen Bildern oder besuche mein Fitnessstudio in der Nähe. Bei schönem Wetter fahre ich mit meiner Frau gerne Rad oder wir machen Kurzausflüge. Meine zweite Leidenschaft ist das Kochen, auf das ich mich abends freue.

 

Von der ersten Ideenskizze bis zum fertigen Gemälde
Von der ersten Ideenskizze bis zum fertigen Gemälde

 

Welches Material und welche Techniken verwenden Sie am liebsten?

Meine ersten Bilder entstanden auf Papier. Es waren eher Zeichnungen als Gemälde. Später probierte ich die Leinwand aus und fand dieses Material am besten für die Acryl-Malerei. Kugelschreiber-Zeichnungen mache ich am liebsten auf Papier oder Karton und Acryl auf Leinwand. Meine dreidimensionalen Figuren gestalte ich meistens aus Holz, Ton oder Modelliermasse. Einige davon dienten als Vorlage für den Bronzeguss.

 

Was war Ihr schönstes Erlebnis?

Ich hatte mal einen Interessenten Zuhause, der von meinen Arbeiten so angetan war, dass er schließlich mehrere Bilder und Skulpturen kaufte. Sehr gefreut habe ich mich auch, als ars mundi mich mit einigen Kunstwerken ins Programm aufgenommen hat und so letztendlich auch die Zusammenarbeit mit artSOLITAIRE entstand.

 

Welchen Rat würden Sie jungen Künstlerinnen und Künstlern geben, die gerade erst anfangen?

Einen vernünftigen Beruf zu lernen. Ne - Spaß bei Seite. Am einfachsten ist es, glaube ich, wenn man ein bisschen verrückt ist, im Erscheinungsbild, im Auftreten, in der Selbstinszenierung. Dazu gehören auch das Präsentsein in den sozialen Netzwerken und auf Kunstportalen. Und vor allen Dingen braucht man Geduld und einen langen Atem. Wenn man von seinen Arbeiten überzeugt ist, sollte man nicht so schnell aufgeben.

 

Haben Sie einen anderen Künstler oder Künstlerin auf artSOLITAIRE entdeckt, dessen Werke Sie bewundern?

Die Bilder von Jürgen Born, Kathrin May, Anett Münnich und Sabrina Seck finde ich ganz interessant, aber auch einige Skulpturen von Oswald.

 

Was glauben Sie, würden Sie heute tun, wenn Sie kein Künstler geworden wären?

Die Kunst war neben meinem Beruf als Grafiker immer mein Hobby. Ich habe keine Kunst studiert. Wenn ich mich nicht für Grafiker entschieden hätte, wäre ich vielleicht bis zur Rente Schaufenstergestalter geblieben. Sonst kann ich mir nichts anderes vorstellen.

 

Live-Zeichnen während einer Vernissiage
Live-Zeichnen während einer Vernissage

 

Haben Sie ein Lieblingsmuseum? Wenn ja, welches und warum?

Ich habe weder ein Lieblingsmuseum noch eine Lieblingsgalerie. Das kommt immer darauf an, was gerade ausgestellt wird. Dann reise ich auch schon mal etwas weiter.

 

Haben Sie einen aktuellen Favoriten unter Ihren Werken?

Es gibt nicht nur einen Favoriten. Manchmal möchte ich einige Motive gar nicht verkaufen.

 

Auf welche Ausstellung oder Auszeichnung sind sie besonders stolz? Bzw. planen Sie gerade eine Ausstellung?

Eine Ausstellung, auf die ich gerne zurückblicke, war 2007 in der Huder Galerie Klostermühle, wo ich einige Werke verkaufen konnte. Bei manchen Galerien habe ich auch schlechte Erfahrungen gemacht. Ich nehme gerne bis zu zwei Mal im Jahr an einer Kunstmesse teil, um mich auszutauschen und Erfahrungen zu sammeln. In Osnabrück habe ich mit meinem Messestand mal einen Preis gewonnen. Aktuell bin ich mit meinem Erfolg bei ars mundi und artSOLITAIRE sehr zufrieden.

 

Herr Michael Becker, was wünschen Sie sich für die Zukunft? Welche Wünsche und Ziele haben Sie?

Ganz global wünsche ich mir, dass die Menschheit das Zusammenleben auf der Erde in den Griff bekommt und nicht nach außerirdischen Alternativen sucht. Und für mich: Dass mir die Ideen nicht ausbleiben und ich auch gesundheitlich noch einiges machen kann.

Vielen Dank für das Interview!

Entdecken Sie jetzt alle Werke des Künstlers Michael Becker auf artSOLITAIRE.de.