Ein Tag im Atelier von Alexandra Seils

Ein Tag im Atelier von Alexandra Seils

27.11.23
artSOLITAIRE.

Die Malerei von Alexandra Seils wächst aus einer (Rück-)Besinnung auf den Ursprung und der Suche nach etwas Neuem. Das zentrale Thema ihrer Werke ist die Natur. Die Faszination der lebendigen Vielfalt finden in farbexplosiven, häufig abstrakten und großformatigen Werken Ausdruck. Sie entführen die Betrachtenden in eine Welt voller Wunder, die sich ihm individuell öffnet und zum Staunen bringt.

Wir waren zu Besuch im Atelier von Alexandra Seils in Lübeck und haben sie einen Tag begleitet. Über ihren Weg zur Kunst und ihre kommenden Ausstellungen haben wir mit der Künstlerin gesprochen.

 

Alexandra Seils bei der Arbeit
Die Künstlerin bei der Arbeit

 

Alexandra Seils, wann wussten Sie, dass Sie Künstlerin werden wollten?

Mit 6 Jahren. Ich hatte mir überlegt Künstlerin zu werden, weil man mit wenig Arbeit viel Geld verdienen würde. Im wahren Leben stellte sich heraus, dass man nur mit viel, viel Arbeit, Herzblut und Durchhaltevermögen als Künstlerin erfolgreich sein kann. 

 

Wie kamen Sie zur Kunst?

Das weiß ich gar nicht so genau. Ich habe einfach immer "gemacht“ und dann hat sich mein Leben so entwickelt. Ich habe mir nie bewusst vorgenommen Künstlerin zu werden. Es gab jedoch einige Punkte in meinem Leben, die die Weichen Richtung bildende Kunst gestellt haben:

Mit 19 habe ich eine Hand gezeichnet, die war so frei und kraftvoll, dass ich wusste, dass da mehr als nur ein Hobby in mir steckt - das war eine Erkenntnis, ein Aha-Erlebnis …

2005 habe ich eine Malschule gegründet und Malkurse für Kinder angeboten. Während einer Jubiläumsfeier der Schule hatte ich ein paar meiner eigenen Zeichnungen aufgehängt. Als die ersten Gäste fragten, ob ich diese verkaufen würde, war ich überrascht, denn damit hatte ich nicht gerechnet und das war auch nicht mein Ziel gewesen.

Irgendwann wurde ich von verschiedenen Kultureinrichtungen angesprochen, ob ich ausstellen wolle. Natürlich wollte ich. So nahm die Kunst einen immer größeren Platz in meinem Leben ein. Mittlerweile dreht sich mein Leben zu 100 % um die Kunst. All mein Wirken geht dahin, neue Projekte zu bearbeiten.

 

Der Zeichentisch von Alexandra Seils
Alexandra Seils Zeichentisch

 

Was inspiriert Sie?

Natur, Menschen, die mich umgeben, Mythologie … Dabei ist nicht so sehr das Äußere oder Visuelle der Impuls. Viel öfter werde ich durch das, was mich innerlich berührt, inspiriert. Es gibt viele Werke, die man mit Blumenfeldern assoziieren kann. Man ahnt das Blühen, den Duft, die Bewegung des Windes. Solche Gemälde entstehen meist dann, wenn ich mich viel im Freien aufgehalten habe.

 

Welcher Künstler oder welche Künstlerin hatte den größten Einfluss auf Sie und Ihr Schaffen?

Mich haben da eher Kunstrichtungen beeinflusst. Ich liebe die Informellen, Expressionisten und Impressionisten. Das sind die in der vordersten Reihe. Dicht gefolgt von den Holländern, aus der Zeit, in der Alltagsszenen dargestellt wurden.

 

Wo malen Sie am liebsten?

Am liebsten dort, wo ich Platz habe. Wo ich all meine Farben ausbreiten kann. Das ist in den meisten Fällen mein herrlich großes Atelier, kann aber auch eine Wiese oder unser Boot sein. Auf dem Boot male und zeichne ich dann eben mit Aquarell und Gouache.

 

Wie sieht ein typischer Tag in Ihrem Künstlerinnenleben aus?

EINEN typischen Tag gibt es nicht. Ein Traumtag sieht so aus, dass ich mit Musik hören starte und den Rest des Tages im Atelier verbringe, male und in Farben schwelge. In meinem "Urlaub" habe ich zum Beispiel jeden Tag gezeichnet und für mein Mappenwerk-Projekt "22 Geheimnisse" gelesen. Ich habe mich mit verschiedenen mythologischen Feldern befasst.

Im Juli '23 war ich dann für eineinhalb Wochen in der Druckerei Keystone Editions in Berlin und habe die ersten acht von zweiundzwanzig Steindrucken für mein Mappenwerk umgesetzt. Das war ein wirklich großartiges Erlebnis und ich freue mich auf die nächsten Arbeiten in der Druckerei.

Es gehören aber auch - ganz typisch - administrative Tage zum Künstlerinnenleben. Marketing, Buchhaltung und - was dann wieder viel Freude macht - Ausstellungskonzeption, Ausstellungsumsetzung und -organisation.

 

Alexandra Seils: Arbeiten unter freiem Himmel
Arbeiten unter freiem Himmel

 

Welches Material und welche Techniken verwenden Sie am liebsten?

Alles was weich ist und fließt oder geschmeidig ist. Meistens Ölfarbe, Aquarellfarbe und Gouache.

 

Was war Ihr schönstes Erlebnis?

Ich gehöre zu den glücklichen Menschen, die sehr viele schöne Erlebnisse im Leben haben. Ich freue mich über meine Familie, meine Freunde, meine Arbeit, mein Lebensumfeld. Da kommt so viel an schönen Erlebnissen und besonderen Momenten zusammen, dass ich nicht eines allein herausheben kann.

 

Welchen Rat würden Sie jungen Künstlerinnen und Künstlern geben, die gerade erst anfangen?

So profan das auch klingen mag: "Bleibe dir treu." "Keep on going" und "Folge deinem Herzen!" Und dass, wenn die Persönlichkeit es zulässt, es toll sein kann, eine Gruppe mit Künstlerinnen und Künstlern zu bilden oder einer beizutreten.

 

Haben Sie einen anderen Künstler oder eine andere Künstlerin auf artSOLITAIRE entdeckt, dessen Werke Sie bewundern?

Ganz klar die Werke von Raimund Pallusseck. Ich kenne seine Werke im Original und weiß um deren Kraft und Tiefe. In seinen Gemälden öffnen sich Welten. In ganz besonderen Lichtstimmungen öffnen sich seine Gemälde und man kann das Geheimnis seiner Bilder erahnen.

 

Was glauben Sie, würden Sie heute tun, wenn Sie keine Künstlerin geworden wären?

Nichts. Ich bin Künstlerin mit Herz und Seele! Es ist, als würden Sie einen Vogel fragen, was er tun würde, wenn er kein Vogel geworden wäre …

 

Alexandra Seils mit ihren Werken in der Steindruckerei
Alexandra Seils mit ihren Werken in der Steindruckerei

 

Haben Sie ein Lieblingsmuseum? Wenn ja, welches und warum?

Mit "Lieblings-irgendwas" habe ich es nicht so. Ich finde überall etwas, was mich begeistert. Ich liebe Museen, die mich einnehmen, in denen ich nicht merke, wie die Zeit vergeht, die mir Exponate zum Verweilen, Staunen und Dahinschmelzen zeigen. Und davon gibt es einige.

 

Haben Sie einen aktuellen Favoriten unter Ihren Werken?

Tatsächlich bin ich grad in meine Skizzenbücher aus dem Sommerurlaub verliebt. Sie bieten mir wahnsinnig viel Inspiration. Sie sind eigenwillig und spannend, weil es beim Arbeiten darum ging, alles zuzulassen, deshalb sind die Zeichnungen und Tuschen darin bestechend frei.

 

Auf welche Ausstellung oder Auszeichnung sind sie besonders stolz? Bzw. planen Sie gerade eine Ausstellung? 

Seit 2019 haben Raimund Pallusseck und ich die Ausstellungsreihe "von Musen und Mächten" ins Leben gerufen. Uns war dabei wichtig, unsere Malerei mit anderen Künsten wie Literatur und Musik zu verbinden. In diesem Jahr hatten wir zu "von Musen und Mächten 4" zwei Gastkünstler eingeladen, aus Dänemark und Frankreich, und haben eine Woche lang neben der Ausstellung offene Ateliers gehabt. Das war für die Besucherinnen und Besucher und auch für mich ein wunderschönes Erlebnis. Zu sehen, wie Kolleginnen und Kollegen arbeiten und sich ihre Werke entwickeln, gehört zu den spannendsten Momenten, die ich kenne, weil das irgendwie einer Erfindung und Entdeckung gleichkommt.

 

Alexandra Seils, im ersten Halbjahr 2024 stehen bei Ihnen drei große Ausstellungen an.

Ab März zeige ich im Ordenshaus der großen Landesloge in Berlin Gemälde, die aus der Arbeit an meinem Tarot-Karten-Mappenwerk-Projekt "22 Geheimnisse" entstanden sind. Das sind Gemälde, die sich mit dem Mensch-sein und den großen und kleinen Zusammenhängen der Schöpfung in der Welt und im Kosmos befassen.

Ab April 2024 stelle ich in der St. Marienkirche in Flensburg mehrere Große Werke zum Thema "Die Schöpfung" aus. Die Werke sind alle noch in Arbeit, eine Herausforderung, die mich mit spannungsvoller Vorfreude erfüllt.

Im Mai findet zum 5. Mal "von Musen und Mächten" in unseren Ateliers statt. Wieder mit unseren Gästen aus Dänemark und Frankreich. Eine Woche Ausstellung, offene Ateliers und Abendveranstaltungen.

 

Alexandra Seils: Aufspannen eines 6m großen Werkes auf Leinwand
Aufspannen eines 6m großen Werkes auf Leinwand

 

Was wünschen Sie sich für die Zukunft? Welche Wünsche und Ziele haben Sie?

Global wünsche ich mir von allen Mächtigen einen bewussten und uneigennützigen Umgang mit der Welt - der Schöpfung.

Für mich wünsche ich mir:
- gesund zu bleiben
- mit meiner Malerei den Betrachtenden Kraft zu geben 
- und weiterhin erfolgreich zu sein, um weitere Kunstprojekte umsetzen zu können.

Vielen Dank für das Interview!

Entdecken Sie jetzt alle Werke von Alexandra Seils auf artSOLITAIRE.de.